a phone with an ear that is listening to the conversations around it

Hattest du auch schon einmal das Gefühl, du hast mit jemandem über etwas gesprochen – zum Beispiel, dass du dir gerne ein neues Fahrrad holen möchtest – und plötzlich siehst du bei YouTube regelmäßig Werbung dafür?

Das mag Zufall sein, oder die Werbung erscheint, weil du zuvor bei Google nach Fahrrädern gesucht hast. Aber trotzdem drängt sich die Frage auf: Hört das Handy vielleicht mit?

Inhaltsverzeichnis

    Hören Smartphones wirklich mit?

    Das tun sie in der Tat. Denn wie sollten sonst Siri bei Apple und Google Assistant funktionieren? Sie benötigen sogenannte Hotwords (so etwas wie Schlüsselwörter), um die Sprachassistenten zu aktivieren. Bei Apple ist das Hey, Siri; und bei Google Ok, Google, oder Hey, Google.

    Wenn du diese Funktion aktiviert hast, bedeutet das daher, dass dein Smartphone permanent mithört, um zu prüfen, ob du die oben genannten Phrasen erwähnst. Nicht anders verhält es sich übrigens mit Smart Devices von Apple, Amazon und Google. Bei Amazon ist es sogar möglich, über die Geräte Bestellungen aufzugeben.

    Die Hersteller versichern zwar meist, dass die Daten erst dann an den Server gesendet werden, wenn das Signalwort zu hören ist, doch eindeutig prüfen lässt sich diese Aussage nicht. Wenn deine Informationen erst einmal auf den Servern der Unternehmen gelandet sind, bleiben sie meist auch dort und werden zu Marketingzwecken genutzt oder um personalisierte Werbung zu schalten („Kaufe jetzt das neueste Elektrofahrrad von Marke X“)

    Wieso hört mein Smartphone mit?

    Ein paar Gründe wurden bereits angesprochen. Erfahre in der folgenden Übersicht die Hauptgründe, wieso dein Handy mithört:

    1. Auf Befehle reagieren

    Die virtuellen Assistenten befriedigen vor allem das Bedürfnis der Bequemlichkeit. Ein Sprachbefehl nimmt weniger Zeit in Anspruch. Das kann eine Bestellung bei Amazon sein, die Nutzung von Google Maps, um die beste Route zu finden, oder einfach nur ein Anruf oder eine Nachricht an jemanden. Durch die ständige Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz lässt sich inzwischen fast alles per Sprachbefehl erledigen – selbst wenn für die Ergebnisse dann doch der Griff zum Smartphone notwendig ist.

    1. Personalisierte Werbung

    Es ist nicht einmal so, dass dein Smartphone ungewollt mithören muss, um personalisierte Werbung für dich zu schalten. Vielmehr geschieht das auf Grundlage der Anfragen, die du bewusst getätigt hast. 

    Wenn du dich beispielsweise nach dem Wetter in Madrid erkundigt hast, kann es sein, dass du im Anschluss Werbung in Social Media Apps für einen Urlaub in Spanien siehst. Einige Smartphone-Apps und -Dienste nutzen gezielte Werbung auf der Grundlage von diesen Schlüsselwörtern, die sie aus deinen Gesprächen entnehmen.

    1. Tracking deiner Onlineaktivität

    Dies schließt an den vorherigen Punkt an. In gewisser Weise sind Assistenten verbale Suchmaschinen. Die Informationen, die dabei gesammelt werden, sind ähnlich wertvoll wie dein Suchverlauf bei Google, und je nachdem wie oft du Sprachassistenten nutzt, können die Sprachbefehle an dein Smartphone ebenfalls viel über dich und deine Vorlieben offenbaren.

    1. Kognitive Verzerrung

    Ein Punkt, der nicht unerwähnt bleiben soll, ist die kognitive Verzerrung. Das bedeutet, du denkst nur, das Handy hört mit. Denn sobald du Interesse für eine bestimmte Sache hast, siehst du es plötzlich überall. Um bei dem Beispiel des Fahrrads zu bleiben: Du denkst schon längere Zeit über den Kauf eines Fahrrads nach, und auf einmal siehst du überall verhältnismäßig viele Fahrräder auf der Straße und Werbung dafür.

    Bekannt ist dieses Phänomen auch als Frequenzillusion. Bezogen auf Onlinewerbung bedeutet das, dass du Werbung für Dinge, die dich gerade nicht beschäftigen, fast gar nicht wahrnimmst; Werbung für Produkte, die momentan deine Aufmerksamkeit genießen, dafür umso mehr.

    Welche Daten sammelt mein Smartphone?

    Hier ein Beispiel dafür, auf welche Informationen Apple mit Siri Zugriff hat:

    • Kontaktnamen, Spitznamen und Beziehungen (z. B. „ruf‘ meine Mutter an“), wenn du diese in deinen Kontakten als solche gespeichert hast;
    • Musik und Podcasts, die du hörst;
    • Die Namen deiner Geräte und die deiner Familie, falls ihr euch untereinander bei Apple vernetzt habt;
    • Namen von installierten Smartphone-Apps, die mit Siri verknüpft sind;
    • Namen von Zubehör, Wohnungen, Szenen und Mitgliedern einer gemeinsamen Wohnung in der Home-App.

    Ist es legal in Deutschland, dass mein Handy mithört?

    Dass dein Smartphone mithört, ist nur dann legal, wenn du dafür deine Zustimmung gibst. Niemand kann dich dazu zwingen, den Sprachassistenten zu nutzen oder mit den Smartphone Apps zu verknüpfen. Du kannst Siri, Alexa oder Google Assistant von Anfang an deaktivieren.

    Solltest du dich jedoch dafür entscheiden, diese zu nutzen, lies in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen nach, welche Daten von dir gespeichert werden und was mit ihnen passiert. In Deutschland beziehungsweise der EU gibt es die sogenannte Datenschutz-Grundverordnung, die regelt, wie personenbezogene Daten verarbeitet werden müssen.

    Das bedeutet für dich, dass wenn du deine Zustimmung zu der Nutzung eines Sprachassistenten gibst, die Unternehmen gewisse Regelungen und Ansprüche erfüllen müssen und nicht einfach willkürlich mit deinen Daten umgehen dürfen. Ansonsten drohen hohe Bußgelder, die mehrere Millionen Euro betragen können.

    Wie kann ich verhindern, dass mein Telefon lauscht?

    Die beste Möglichkeit, einen Lauschangriff deines Smartphones zu verhindern, ist die Deaktivierung des Mikrofons. So gehst du bei den verschiedenen Betriebssystemen für die Sprachassistenten, beziehungsweise für den Zugriff von anderen Smartphone Apps auf das Mikrofon vor:

    Bei iOS-Geräten – Allgemein für Apps:

    • Gehe zu Einstellungen und dann Datenschutz & Sicherheit;
    • Klicke auf Mikrofon;
    • Dort kannst du bestimmen, welche App deines Smartphones auf dein Mikrofon zugreifen darf.

    Bei iOS-Geräten – „Hey Siri“ deaktivieren:

    • Rufe die Einstellungen auf;
    • Wähle Siri & Suchen;
    • Deaktiviere Auf Hey Siri achten.

    Auf Android-Geräten – Allgemein für Apps:

    Hier gibt es eine schnelle Möglichkeit, das Mikrofon zu deaktivieren:

    • Wische beim Bildschirm vom oberen Rand nach unten;
    • Dort siehst du den Button für das Mikrofon und die Kamera; falls diese nicht zu sehen sind, tippe unten links auf den kleinen Stift, um das Menüfeld zu bearbeiten;
    • Jetzt kannst du mit einem Kick das Mikrofon aktivieren oder deaktivieren.

    Auf Android-Geräten – „Hey Google“ deaktivieren:

    • Öffne die Google Assistant App;
    • Tippe unter Alle Einstellungen auf Allgemein;
    • Deaktivere Google Assistant.

    5 Tipps, wie ich mich davor schützen kann, dass mein Smartphone zuhört

     Wie oben beschrieben, solltest du regelmäßig nachschauen, welche Apps auf dein Mikrofon und auch auf deine Kamera zugreifen dürfen. Nicht jeder Zugriff ist an sich verdächtig; eine App wie FaceTime kann ohne diese Berechtigung nicht funktionieren. Bei anderen Apps solltest du hingegen überlegen, ob die Anwendung wirklich auf das Mikrofon zugreifen muss.

    1. Lade nur offizielle Apps aus dem App Store oder Google Play Store herunter

     Das schützt dich davor, böswillige und/oder gefälschte Anwendungen herunterzuladen, die im schlimmsten Fall Malware enthalten. Apple hat an sich hohe Sicherheitsansprüche an die Apps, die es in den App Store schaffen; Google führt mit Play Protect einen Sicherheitscheck durch und warnt dich, wenn Anwendungen gegen Richtlinien verstoßen.

    1. Nutze ein VPN (Virtuelles Privates Netzwerk)

     Ein VPN ist ein gutes Universal-Tool, um deine Cybersicherheit zu erhöhen. Es schützt deine Daten und gewährt dir Anonymität, wenn du online unterwegs bist. Viele Anbieter wie Surfshark bieten außerdem weitere nützliche Funktionen für deine Online-Sicherheit wie Surfshark Alert.

    1. Lade stets die neuesten Updates herunter

     Updates für das Betriebssystem oder eine App schließen bekannte Sicherheitslücken.

    1. Verwende ein Antivirenprogramm

    Ein Antivirenprogramm schützt dein Handy vor möglichen Bedrohungen durch Malware

    1. Sichere und individuelle Passwörter

     Lege für dein Smartphone ein starkes Passwort oder eine sichere PIN fest. Achtung: Wenn du eine biometrische Anmeldung per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung nutzt, benötigst du dennoch eine PIN oder ein Passwort, das den genannten Kriterien entspricht.

    Spielt es letztendlich eine Rolle, ob mein Telefon mich abhört?

    Das kommt auf die Sichtweise und die Voraussetzungen an. Wenn du deine Zustimmung gegeben hast, dass als Smartphone-Nutzer deine Stimme erkannt wird, damit die künstliche Intelligenz auf ein mögliches Signalwort achten kann, musst du damit rechnen, dass Gespräche mitgehört werden.

    Doch letztlich kannst du nicht wissen, was die Mikrofone der Smartphones alles aufzeichnen und was in der Cloud gespeichert wird. Hier musst du dein Vertrauen gänzlich in die Hände der Unternehmen legen. Kommt es nämlich zu einem Datenleck bei Apple oder Google, kann es dir passieren, dass deine Daten plötzlich offenliegen und durch Cyberkriminelle missbraucht werden. Das ist etwas, das du unter allen Umständen bei solch sensiblen Informationen vermeiden möchtest.

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    Fazit

    Du solltest dir keine Illusionen machen, dein Smartphone hört mit. Wenn du gewisse Funktionen nutzen möchtest, ist das unerlässlich, aber du solltest dich fragen, welche Apps Zugriff auf das Mikrofon haben dürfen. Außerdem musst du entscheiden, inwieweit dir die Bequemlichkeit der Sprachassistenten es wert ist, dass Gesprächsinhalte von dir aufgenommen werden.

    Denn du kannst dir nicht sicher sein, in welchem Umfang die Unternehmen Daten speichern und verarbeiten. In der EU gelten zwar strenge Datenschutzregeln, aber sie verhindern nicht, dass deine Daten durch ein Datenleck in fremde Hände gelangen können.

    Gehe daher auf Nummer sicher und schütze dein Smartphone proaktiv mit entsprechenden Maßnahmen, um möglichen Datenlecks vorzubeugen.

    FAQs

    Wer nutzt die Aufnahmen meines Smartphones?

    Social Media Apps wie Facebook, Instagram oder TikTok oder andere Apps können das Mikrofon deines Smartphones für Funktionen innerhalb der App nutzen. Bei Apps, bei denen der Zugriff auf das Mikrofon fragwürdig erscheint, solltest du generell stutzig werden. Apple und Google hingegen nutzen die Aufnahmen für ihre Sprachassistenten.

    Kann mein Smartphone meine Gespräche mithören?

    Ja, das Smartphone hört mit, denn für die Sprachassistenten ist es erforderlich, dass deine Gespräche permanent erfasst werden, damit die künstliche Intelligenz auf gewisse Stichwörter reagieren kann.

    Wie kann ich verhindern, dass mein Telefon mich abhört?

    Deaktiviere in den Einstellungen, dass eine App oder Sprachassistenten Zugriff auf das Mikrofon haben.