Wenn du einen Brief versendest, möchtest du, dass nur der Empfänger den Inhalt liest. Aber was wäre, wenn der Briefträger oder jemand anders deinen Brief auf dem Weg einfach abfangen und öffnen würde? Genau das passiert bei einem Man-in-the-Middle-Angriff mit deinen Daten. Ein unbekannter Dritter schaltet sich unbemerkt zwischen dich und den Server, an den die Daten gesendet werden sollen und fängt diese ab oder manipuliert diese – ein ziemlicher heimtückischer Angriff also! Erfahre in diesem Artikel, wie du erste Anzeichen einer Man-in-the-Middle-Angriffs wahrnimmst, welche Beispiele es für diese Art von Cyberangriff gibt und wie du dich schützt.
Was ist eine Man-in-the-Middle-Attacke?
Bei einer Man-in-the-Attacke (kurz auch: MitM-Attacke) schleust sich ein Angreifer heimlich zwischen die Kommunikation zwischen zwei Parteien und kann damit den Datenverkehr einsehen und abfangen. Begehrt bei den Angreifern sind Passwörter, finanzielle Informationen oder auch eine persönliche E-Mail, die wiederum vertrauliche Informationen enthalten kann. Das besonders Perfide an diesem Angriff ist, dass du meist zunächst gar nichts von dem “Mann in der Mitte“ mitbekommst. Aber keine Angst, gewisse Anzeichen gibt es dennoch, wie du im Anschluss noch erfahren wirst.
Wie funktioniert ein Man-in-the-Middle-Angriff?
Wie du dir denken kannst, benötigt der Angreifer zunächst eine gute Position, um den Datenaustausch zu filtrieren. Er stellt sich sozusagen “in die Mitte” des Datenverkehrs, wie der Name der Attacke suggeriert. Dazu bedient der Hacker sich verschiedener Techniken.
Ist der Angreifer positioniert, fängt er an, die Daten abzufangen. Das kann passiv oder aktiv geschehen. Bei der passiven Methode liest ein Hacker persönliche Daten wie Passwörter oder Kreditkarteninformationen und missbraucht sie selbst für illegale Zwecke oder verkauft sie weiter. Bei einem aktiven Angriff kann der Hacker Daten auch bewusst manipulieren. Ein Beispiel könnte sein, dass deine Banküberweisung so manipuliert wird, dass das Geld statt auf das eigentliche Zielkonto auf das Konto des Betrügers fließt.
Wie häufig sind Man-in-the-Middle-Attacken in Deutschland?
Es gibt keine genauen Zahlen über die Häufigkeit von MitM-Angriffen in Deutschland. Aber die Attacken haben ohne Zweifel – vor allem seit der Corona-Pandemie – zugenommen. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 134.407 Straftaten im Bereich der Cyberkriminalität registriert; die Dunkelziffer wird noch sehr viel höher liegen. Eine Umfrage unter Unternehmen im Jahr 2023 ergab, dass 7% der Befragten Opfer eines MitM-Angriffs geworden waren. Am häufigsten betroffen waren Unternehmen von Phishing-Attacken (31%).
Beispiel für einen MitM-Angriff in Deutschland
Es gibt kein konkretes Beispiel für einen MitM-Angriff in Deutschland, denkbar wäre aber ein Szenario, in dem eine Browsererweiterung für MitM-Angriffe missbraucht wird. Die Erweiterung könnte vorgeben, eine nützliche Funktion zu erfüllen – dich zum Beispiel vor schädlichen Webseiten zu schützen, stattdessen aber führt sie einen Man-in-the-Middle-Angriff aus. Die Erweiterung könnte dann deine Kommunikation einsehen und manipulieren. Du würdest annehmen mit einer Webseite regulär zu kommunizieren – wie online einzukaufen oder Online-Banking zu betreiben – in Wirklichkeit aber liest die Erweiterung all deine Daten mit.
Ein realer Fall, der sich aber auf Unternehmensebene ereignete, war der Fall von Facebook und Snapchat. Meta-CEO Mark Zuckerberg soll in ein Projekt involviert gewesen sein, das darauf abzielte, Konkurrenz-Apps wie Snapchat auszuspionieren. Dazu wurden „Man-in-the-Middle“-Angriffe genutzt, um verschlüsselte Daten zu entschlüsseln. Laut öffentlich einsehbaren Gerichtsdokumenten aus einer Sammelklage gegen Meta forderte Zuckerberg seine Mitarbeiter auf, trotz der Verschlüsselung an Snapchat-Daten zu gelangen. Dies wurde durch die VPN-App Onavo bewerkstelligt, die unbemerkt den Datenverkehr der Nutzer abfing und analysierte.
Wieso nutzen Angreifer Man-in-the-Middle-Angriffe?
Wir möchten dir nun erklären, wieso Angreifer sich die Mühe eines MitM-Angriffs machen. Hier sind mögliche Anwendungsfälle:
- Datenklau: Ein erfolgreicher Man-in-the-Middle Angriff ist der Traum für jeden Hacker, denn er kann nach Belieben die Daten stehlen, die sich ihm offenlegen – ob Logindaten, finanzielle Daten wie Kreditkarteninformationen oder andere sensible Daten.
- Spionage: Der oben genannte Fall von Facebook und Snapchat zeigt, dass MitM-Angriffe auch für Spionage verwendet werden können. Ohne dass es die Teilnehmer bemerken, können Datenaustausche beobachtet und analysiert werden.
- Manipulation: Neben Datenklau und Spionage ist eine weitere Möglichkeit, dass die Angreifer Daten manipulieren, während diese übertragen werden.
- Phishing: MitM-Angriffe könnten dazu dienen, Nutzer auf gefälschte Webseiten zu leiten. Zum Beispiel könnte der Angreifer eine Online-Banking-Seite deiner Bank erstellen, die die dem Original zum Verwechseln ähnlich sieht, und dich auf diese umleiten; oder er könnte durch Phishing Malware verbreiten.
- Finanzieller Gewinn: Datenklau ist finanziell äußerst lukrativ. Über das Darknet könnte ein Hacker illegal deine Daten an Dritte weiterverkaufen.
Einen Man-in-the-Middle-Angriff erkennen
Wie bereits anfangs erwähnt, laufen MitM-Angriffe lange Zeit unerkannt, was sie so gefährlich macht. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht Anzeichen gibt, die auf eine solche Attacke hindeuten. Wir haben für dich mögliche Warnhinweise zusammengestellt.
Unerwartet Verbindungsabbrüche: Wenn es wiederholt zu Verbindungsabbrüchen kommt, könnte das auf einen Man-in-the-Middle-Angriff hindeuten. Denn die Angreifer trennen die Verbindung zum Netz, und sobald du versuchst, die Verbindung wieder aufzubauen, schalten sie sich dazwischen, um Benutzernamen/E-Mail-Adressen und Passwörter abzufangen. Wichtig: Es kann sich ebenso um ein Serverüberlastung handeln, weshalb nicht jeder Verbindungsabbruch automatisch auf einen solchen Angriff hindeuten muss.
Ungewöhnliche URL-Weiterleitungen: Sei skeptisch, wenn du eine scheinbar bekannt URL in die Adresszeile deines Browser eingibst, dann aber auf eine Website weitergeleitet wirst, die dem Original zwar ähnlich sieht, aber dich misstrauisch macht – zum Beispiel, weil diese ein verändertes Design hat oder andere Fehler enthält.
Verzögerungen: Websites könnten langsamer laden oder Nachrichten verzögert oder gar nicht übertragen werden. Prüfe, ob deine WLAN-Verbindung wie gewohnt funktioniert, um hierbei einen Fehler auszuschließen. Es gibt Websites, auf denen du deine Verbindung und Datenübertragung testen kannst.
Anmeldefehler: Wenn du dich wiederholt bei Accounts – zum Beispiel E-Mail-Konten – anmelden musst, obwohl du eigentlich eingestellt hast, dass du eingeloggt bleiben möchtest, könnte das auf eine Attacke hindeuten.
Unbekannte Software-Installation: Es könnte sich plötzlich Software auf deinem Gerät installieren, deren Installation du nie autorisiert hast. Solltest du ein solches Programm entdecken, entferne es sofort manuell oder mithilfe eines Malware-Programms von deinem PC. Scanne im Anschluss deinen Computer auf mögliche weitere Malware.
Warnung vor Sicherheitszertifikaten: Vielleicht hast du in deinem Browser schon einmal das Zeichen in der Adresszeile neben der URL gesehen (meist links). Dort kannst du erkennen, ob eine Website vertrauenswürdig ist und ein gültiges Sicherheitszertifikat besitzt. Warnt der Browser dich vor Zertifikaten, dich nicht vertrauenswürdig sind, könnte das auf einen Man-in-the-Middle-Angriff hindeuten.
Unbekannte Geräte in deinem Netzwerk: Dieser Tipp ist eine fortgeschrittene Maßnahme, um eine MitM-Attacke zu untersuchen. Melde dich bei deinem Router an und prüfe, welche Geräte mit deinem Netzwerk verbunden sind. Dort sollten normalerweise nur bekannte Geräte auftauchen wie dein PC, Smartphone, Tablet oder IoT-Geräte.
Unterschied zwischen einer Replay-Attacke und einer Man-in-the-Middle-Attacke
Um den Unterschied besser zu verstehen, zunächst eine Erklärung, um was es sich bei einer Replay-Attacke eigentlich handelt, da diese Form von Cyberangriff unbekannter ist. Ein Replay-Angriff ist ein Wiederholungsangriff. Dabei fängt ein Angreifer den Datenverkehr zweier Parteien ab, um die Daten später wiederzuverwenden und erneut zu senden, um sich dann als ursprünglicher Benutzer auszugeben.
Die Ziele einer solchen Attacke können vielfältig sein; zum Beispiel könnte sich der Angreifer mit den abgefangenen Daten bei einem Konto anmelden, ohne dass er das Passwort kennt. Im finanziellen Bereich wäre es denkbar, dass der Hacker Geldüberweisungen, die du getätigt hast, mehrfach zu seinen Gunsten durchführt.
Der Unterschied zu einer Man-in-the-Middle-Attacke liegt darin, dass der Angreifer nicht in Echtzeit eingreift und zwischen dem Datenaustausch steht, sondern diesen vielmehr “aufnimmt” und immer wieder “abspielt”.
Wie kann ich MitM-Attacken vermeiden?
Wir haben für dich Maßnahmen zusammengestellt, die dir beim Schutz gegen MitM-Angriffen helfen können:
Verschlüssele deinen Datenverkehr
Sorge dafür, dass deine Daten immer verschlüsselt übertragen werden. Eine Maßnahme gegen eine Man-in-the-Middle-Attacke sind sichere https-Verschlüsselungen der Websites, die du besuchst. Dies wird meist durch ein Schlosssymbol (oder ähnlich) in der Adresszeile des Browser angezeigt. Zusätzlich solltest du ein VPN (Virtuelles Privates Netzwerk) verwenden – vor allem in öffentlichen Netzwerken. Dadurch sendest du deine Daten verschlüsselt über einen VPN-Server und gehst sicher, dass diese nicht abgefangen werden können.
Aktualisiere Betriebssysteme und Software
Updates schließen bekannte Sicherheitslücken, die Hacker für Man-in-the-Middle-Angriffe nutzen könnten. Lade deshalb zeitnah die aktuellste Version für Geräte, Software und Apps herunter.
Vermeide öffentliche Netzwerke:
Wie bereits zuvor erwähnt, können öffentliche WLAN-Hotspots ein Sicherheitsrisiko darstellen. Schütze dich mit einem VPN und besuche in diesen Netzwerken keine Websites, auf denen du sensible Informationen von dir teilst, wie unter anderem beim Online-Banking.
Überprüfe Zertifikate
Bei jedem Webseitenbesuch – auch bei vermeintlich bekannten Seiten – wirf einen kurzen Blick auf die Adresszeile im Browser, um zu prüfen, ob ein gültiges Sicherheitszertifikat besteht.
Bewusstsein schaffen
Cyberbedrohungen ändern sich stetig, deshalb ist es wichtig, dass du auf dem Laufenden bleibst und über mögliche Angriffsformen – nicht nur MitM-Attacken – und Präventionsmaßnahmen auf dem Laufenden bleibst. Wissen ist die beste Verteidigung.
FAQs
Ist ein MitM-Angriff legal?
Nein, in den allermeisten Fällen ist eine MitM-Attacke illegal, da sich eine Person unerlaubterweise und ohne Kenntnis der betreffenden Nutzer zwischen eine Kommunikation schaltet und Informationen stiehlt. Ein mögliches legales Szenario wäre eine beauftragte Sicherheitsprüfung eines Unternehmens, bei dem im Einverständnis aller Beteiligten ein solcher Cyberangriff durchgeführt wird.
Ist eine Man-in-the-Middle-Attacke dasselbe wie Phishing?
Nein, auch wenn die beiden Methoden für dasselbe Ziel verwendet werden, nämlich den Diebstahl von Daten. Beim Phishing jedoch versucht der Hacker sein Opfer per Social-Engineering-Techniken (unter anderem per E-Mail, SMS oder Social Media) dahingehend zu manipulieren, dass dieses Informationen von sich preisgibt. Phishing ist daher mehr Täuschung und MitM eher eine Überwachung und Manipulation von Daten.
Ist eine On-Path-Attacke eine Definition für eine Man-in-the-Middle-Attacke?
Ja, im Prinzip ist eine On-Path-Attacke eine andere Bezeichnung für MitM. Auch dabei stellt sich ein Angreifer zwischen zwei kommunizierende Parteien, ohne dass diese die Attacke zunächst bemerken.
Was sollte ich tun, wenn ich Opfer eines MitM-Angriffs geworden bin?
Das Wichtigste ist zunächst, nicht in Panik zu verfallen. Trenne sofort die Netzwerkverbindung, ändere deine Passwörter und informiere sofort betroffene Parteien. Im schlimmsten Fall, wenn es zu einem Schadensfall gekommen ist, solltest du auch die Polizei verständigen.
Kann ein VPN mich vor Man-in-the-Middle-Angriffen schützen?
Ja, weil ein VPN deine Daten verschlüsselt und es Angreifern damit praktisch unmöglich macht, Daten von dir abzufangen, zu stehlen oder zu manipulieren. Vor allen in öffentlichen WLAN-Hotspots ist ein VPN ein nützliches Tool für deine Cybersicherheit und Privatsphäre.