In Deutschland sind jährlich Tausende betroffen, mit finanziellen Schäden in Millionenhöhe. Besonders tückisch: Die Betrüger nutzen Vertrauen und Zeitdruck, um ihre Opfer zu täuschen. Doch mit der richtigen Vorsicht können ältere Personen sich schützen. Diese Übersicht erklärt, wie der Enkeltrick funktioniert, welche Warnsignale es gibt, wie man sich schützt und was zu tun ist, wenn man betroffen ist. Denn Wissen ist der beste Schutz!
Was ist der Enkeltrick?
Es handelt sich um eine Betrugsmasche, die leider oft bei älteren Leuten angewandt wird. Jemand ruft das potentielle Opfer an und gibt sich als Enkel (oder Enkelin) oder anderer Verwandter aus. Meistens klingt es dringend, und es werden “Schockanrufe” erzeugt, wie: “Oma, ich brauche dringend Geld, stecke in der Klemme!“ Die Storys sind außerdem kreativ – mal ist es ein Autounfall, mal eine ausstehende Miete oder eine Krankenhausrechnung. Hauptsache, es löst Emotionen aus und setzt das Opfer unter Druck.
Die Täter sind dabei clever. Sie nutzen oft Infos, die sie vorher irgendwie gesammelt haben, um glaubwürdig zu wirken (Social Engineering). Manchmal schnüffeln sie in sozialen Medien oder hören einfach gut zu, wenn die angerufene Person etwas von sich erzählt. Sie leiten das Gespräch durch Phrasen wie, “Rate mal, wer hier ist” ein, um den Angerufenen dazu zu bewegen, bereits zu Anfang Hinweise auf die Identität eines Enkel zu geben. Dann wird schließlich Druck aufgebaut: “Schick das Geld schnell, erzähl’s aber keinem!“
Das Perfide: Ältere Menschen, die oft gutgläubig sind und ihren “Enkel“ nicht hängen lassen wollen, fallen auf den Betrugsversuch herein. Leider endet es meistens damit, dass das Geld weg ist – und die Betrüger auch.
Wie häufig sind diese Betrugsmaschen in Deutschland?
Der Enkeltrick als Form der Cyberkriminalität ist in Deutschland ein ernstzunehmendes Problem mit Tausenden von Fällen jährlich und enormen finanziellen Folgen.
Laut dem Bayerische Rundfunk wurden allein in Bayern im Jahr 2023 durch Telefonbetrüger rund 24 Millionen ergaunert. Die genaue Zahl der Fälle ist aber schwieriger zu isolieren, da sie oft unter allgemeinen Betrugsdelikten geführt werden.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) des Bundeskriminalamts (BKA) gibt ebenfalls Hinweise: 2022 wurden unter dem Delikt „Betrug“ (inkl. Telefonbetrug) etwa 1,3 Millionen Fälle verzeichnet, wobei Telefonbetrug einen wachsenden Anteil ausmacht. Der Enkeltrick fällt hier drunter, wird aber nicht separat ausgewiesen.
Was sind die häufigsten Enkeltricks?
Hacker nutzen, wie bereits erwähnt, emotionale Geschichten, um Druck aufzubauen. Das muss aber nicht zwangsläufig per Telefon geschehen. Hier sind die gängigsten Varianten:
Smishing (SMS-Phishing)
Smishing läuft über SMS oder Messenger wie WhatsApp. Die Betrüger verschicken Nachrichten, die dem Empfänger vorgaukeln, sie kämen von einem Enkel oder einer vertrauten Person. Ein beispielhafter Inhalt könnte sein: “Oma, ich habe mein Handy verloren, das ist meine neue Nummer. Kannst du mir schnell 500 Euro schicken? Es ist ein Notfall!”
Oft enthalten die SMS Links zu gefälschten Websites, die persönliche Daten oder Geld abgreifen.
Phishing-Anrufe
Die klassische Form des Enkeltricks sind Phishing-Anrufe. Hier rufen Betrüger an und geben sich als Enkel oder anderer Verwandter aus. Die Geschichten sind oft dramatisch: „Opa, ich hatte einen Unfall und brauche dringend Geld für die Reparatur!“ oder „Ich sitze im Ausland fest, schick mir bitte Geld!“
Die Anrufer setzen auf Hektik und bitten, niemandem davon zu erzählen. Manchmal nutzen sie sogar Spoofing, eine Methode, um eine bekannte Nummer auf dem Display anzuzeigen, so dass das Opfer sich in falscher Sicherheit wiegt, einen Anruf von einer vermeintlich bekannten Person oder einem Unternehmen zu erhalten.
Wie erkennt man den Enkeltrick?
Es gib klare Warnsignale, auf die du achten solltest. Hier sind die häufigsten Anzeichen, die einen Enkeltrick entlarven können.
Der Anrufer hat einen ungewohnten Akzent
Wenn der Anrufer, der sich als Enkel ausgibt, einen fremden Akzent hat oder die Stimme ungewohnt klingt, solltest du hellhörig werden. Betrüger rufen oft aus dem Ausland an oder nutzen Komplizen, die die Sprache nicht fließend sprechen. Selbst wenn sie behaupten, die Stimme klinge wegen einer Erkältung anders, sei skeptisch und stelle gezielte Fragen, die nur dein echter Enkel beantworten könnte.
Zeitdruck
Ein klassisches Merkmal des Enkeltricks ist der Zeitdruck. Sie wollen verhindern, dass du Zeit zum Nachdenken hast oder Rücksprache hältst. Ob es ein angeblicher Unfall, eine Rechnung oder ein Notfall ist – diese Dringlichkeit ist ein rotes Tuch. Nimm dir immer Zeit, um die Situation zu prüfen.
Bitte um Stillschweigen
Betrüger fordern oft, dass du mit niemandem über die Situation sprichst: „Erzähl es bitte nicht Mama, ich schäme mich so!“ Diese Geheimhaltung soll verhindern, dass du die Geschichte mit anderen Familienmitgliedern abgleichst, die den Betrug entlarven könnten. Ein echter Enkel würde selten verlangen, dass du so etwas verschweigst.
Ungewöhnliche Zahlungsmethoden
Enkeltrickbetrüger verlangen oft Zahlungen über untypische Wege, wie Überweisungen via Western Union, Geschenkkarten (wie Amazon-Gutscheine) oder Kryptowährungen. Diese Methoden sind schwer nachzuverfolgen, was sie für Betrüger attraktiv macht. Normale Banküberweisungen oder Zahlungen, die ein echter Enkel nutzen würde, werden meist vermieden. Wenn jemand solche Zahlungswege vorschlägt, ist besondere Vorsicht geboten.
Nachrichten oder Anrufe von unbekannten Nummern
Viele Betrüger kontaktieren ihre Opfer über unbekannte oder neue Nummern. Sie haben dann Ausreden parat, wie “Mein Handy ist kaputt, und das ist meine neue Nummer“. Wenn du einen Anruf oder eine Nachricht von einer ungewohnten Nummer bekommst, überprüfe die Identität, indem du die bekannte Nummer deines Enkels anrufst. Ansonsten empfiehlt es sich, Spam-Anrufe zu blockieren.
Dringende Geldforderungen
Ein zentrales Merkmal des Enkeltricks ist die Bitte um sofortiges Geld, oft für dramatische Notfälle wie Krankenhausrechnungen, Schulden oder Reisekosten. Ein echter Enkel würde selten ohne vorherigen Kontakt oder klare Erklärung so hohe Summen verlangen.
Schlechte Grammatik
In SMS oder E-Mails zeigen Enkeltrick-Betrüger oft sprachliche Schwächen, wie Rechtschreibfehler, seltsame Formulierungen oder schlechte Grammatik. Das liegt daran, dass viele Betrüger aus dem Ausland operieren oder keine Muttersprachler sind. Allerdings wird die Grammatik und Formulierungen durch künstliche Intelligenz immer überzeugender. Dennoch: Wenn eine Nachricht ungewöhnlich holprig oder fehlerhaft wirkt, ist das ein Hinweis auf Betrug.
Ungewöhnlicher Tonfall in Nachrichten
Betrüger verwenden oft einen untypischen Tonfall in Textnachrichten oder E-Mails, der nicht zur üblichen Art passt, wie dein Enkel kommuniziert. Zum Beispiel könnten Nachrichten unnatürlich formell, übertrieben dramatisch oder seltsam distanziert klingen. Ein echter Enkel schreibt meist locker und persönlich, während Betrüger oft generische Phrasen verwenden, die unpersönlich wirken. Achte auf Abweichungen vom gewohnten Schreibstil.
Wo kann man einen Enkeltrick melden?
Wenn du Opfer eines Enkeltricks geworden bist oder einen solchen Betrug vermutest, ist schnelles Handeln wichtig. Hier sind die Schritte, die du unternehmen solltest:
Polizei kontaktieren: Melde den Vorfall sofort der örtlichen Polizeidienststelle oder wähle die 110 bei akutem Betrug. Du kannst auch online eine Anzeige über die Online-Wache deiner Landespolizei erstatten.
Verbraucherzentrale informieren: Die Verbraucherzentrale bietet Unterstützung bei Betrugsfällen. Du kannst sie telefonisch (kostenpflichtige Hotline) oder über die Website (www.verbraucherzentrale.de) kontaktieren, um weitere Schritte zu besprechen.
Bank kontaktieren: Wenn du Geld überwiesen hast, informiere sofort deine Bank. Bei Überweisungen (zum Beispiel via Western Union) oder Kreditkartenzahlungen kann es möglich sein, das Geld zurückzubuchen, wenn du schnell handelst. Die allgemeine Sperrhotline für Karten ist 116 116.
Bundesnetzagentur bei Smishing: Wenn der Betrug über SMS (Smishing) erfolgte, melde die Nachricht der Bundesnetzagentur unter www.bundesnetzagentur.de oder per E-Mail. Leite die SMS weiter, inklusive der Absender-Nummer.
Beratung bei der Polizei: Viele Polizeidienststellen bieten Präventionsberatung für Senioren an. Kontaktiere die Kriminalprävention deiner örtlichen Polizei, um Tipps zu erhalten und andere zu warnen.
Was sind die Risiken eines Enkeltricks?
Es ist nicht nur ärgerlich, sondern kann schwerwiegende Folgen haben. Hier sind die größten Risiken, die mit dieser Betrugsmasche einhergehen:
Finanzielle Verluste
Das offensichtlichste Risiko ist der Verlust von Geld. Betrüger fordern oft hohe Summen, die Opfer per Überweisung, Geschenkkarten oder Kryptowährungen zahlen sollen.
Weitergabe persönlicher Daten
Betrüger versuchen oft, persönliche Informationen zu ergaunern. Klickt das Opfer auf gefälschte Websites oder gibt Daten am Telefon preis, kann der Täter diese für Identitätsdiebstahl oder weitere Betrügereien missbrauchen. Datenlecks sind außerdem ein wachsendes Problem, da gestohlene Informationen auf Darknet-Marktplätzen verkauft werden.
Wiederholte Zielscheibe
Wer einmal auf den Betrug hereingefallen ist, wird oft erneut kontaktiert. Betrüger teilen oder verkaufen die Kontaktdaten ihrer Opfer, was zu wiederholten Betrugsversuchen und gefährlichen Spam-Anrufen führt. Diese “Wiederholungstäter“ nutzen die Vertrauensseligkeit der Opfer aus, um noch mehr Geld oder Daten zu erbeuten.
Wie kann man verhindern, dass Großeltern auf Enkeltricks hereinfallen?
Die Betrugsmasche zielt auf die Gutgläubigkeit älterer Menschen ab, aber mit ein paar Vorsichtsmaßnahmen ist ein effektiver Schutz möglich. Hier sind praktische Tipps, um Betrügern einen Strich durch die Rechnung zu machen:
Verifiziere die Identität des Enkels
Ein effektiver Weg, Betrüger zu entlarven, ist die Verifizierung der Identität des Anrufers. Großeltern und Enkel können ein geheimes Codewort vereinbaren, das nur sie kennen. Vor jedem Gespräch sagt der Enkel das Wort (zum Beispiel “Sonnenschein“), um zu beweisen, dass es sich wirklich um ihn handelt. Wenn jemand anruft und sich als Enkel ausgibt, aber das Codewort nicht kennt, ist es ein klarer Hinweis auf Betrug. Alternativ können Großeltern gezielte Fragen stellen, die nur der echte Enkel beantworten kann, wie Details über gemeinsame Erlebnisse. Tipp: Bestehe darauf, zum Video-Anruf (FaceTime oder WhatsApp) zu wechseln.
Keine verdächtigen Links oder QR-Codes öffnen
Betrüger nutzen oft Smishing (SMS-Phishing), indem sie Links oder QR-Codes verschicken, die angeblich zu Zahlungsseiten oder Formularen führen. Diese Links können Malware installieren oder persönliche Daten stehlen. Du solltest niemals Links oder QR-Codes aus unerwarteten Nachrichten öffnen, selbst wenn sie von einem “Enkel“ zu kommen scheinen. Stattdessen: Die Nachricht ignorieren und den Enkel direkt über eine bekannte Nummer kontaktieren.
Alternative ID bei Online-Registrierungen nutzen
Diese Funktion erstellt eine anonyme E-Mail-Adresse und alternative persönliche Daten (z. B. Name und Adresse), die du bei Online-Registrierungen verwenden kannst. So bleibt deine echte Identität geschützt, und Betrüger, die Daten aus gehackten Datenbanken oder Phishing-Versuchen sammeln, greifen ins Leere. Surfshark Alternative ID ist besonders praktisch für Nutzer, die nicht so technikaffin sind, da sie einfach zu nutzen ist und automatisch generierte Daten bereitstellt.
Häufig gestellte Fragen
Wie häufig ist der Enkeltrick?
Der Trick ist in Deutschland leider weit verbreitet, mit Tausenden Fällen jährlich; allein in Bayern wurden 2023 durch Telefonbetrüger rund 24 Millionen erbeutet.
Was ist zu tun, wenn man als ältere Person betrogen wird?
Wenn eine ältere Person auf einen Enkeltrick hereinfällt, sollte sie sofort die Polizei kontaktieren und den Vorfall melden. Zusätzlich die Bank informieren, um Überweisungen zu stoppen, und die Verbraucherzentrale für Unterstützung anrufen. Ruhe bewahren und mit der Familie sprechen, um weitere Schritte zu planen.
Was ist die beste Vorbeugung gegen den Enkeltrick?
Die beste Vorbeugung gegen den Enkeltrick ist, misstrauisch zu sein und Anrufer zu verifizieren, zum Beispiel durch ein geheimes Codewort mit dem Enkel oder Rückrufe über bekannte Nummern. Zudem nie auf verdächtige Links klicken, ungewöhnliche Zahlungsmethoden meiden und persönliche Daten online mit Tools wie Surfshark Alternative ID schützen.